So klopfte am Montagnachmittag die aus der Nähe von Gummersbach losgewanderte Tischlerin Hannah mit ihrer Weggefährtin Antonia (Zimmerin, Freiburg im Breisgau) am Bürgermeisterzimmer an. Bittend um eine kleine Unterstützung für ihre Reisekasse erzählten die beiden Handwerkerinnen über ihre bisherige Reise und die Regeln bei der Wanderung, die mindestens drei Jahre und einen Tag dauern wird.
Antonia ist seit rund anderthalb Jahren unterwegs und hat schon einiges erlebt. Im ersten Jahr wird meist der deutschsprachige Raum durchwandert, ehe man sich im zweiten Jahr europaweit orientiert. Im letzten Jahr ist es durchaus üblich, auch weltweit unterwegs zu sein. Es ist gegen die Regeln, sich mit eigenen Mitteln ein Hotelzimmer oder ein Verkehrsmittel zu finanzieren. Die Wanderung hat minimalistisch zu erfolgen, nicht einmal ein Handy dürfen die beiden Damen bei sich tragen. Gegen eine Übernachtung im Warmen übernimmt man gerne einmal kleinere Reparaturen, aber auch soziale Projekte, wie z.B. im vom Hochwasser betroffenen Ahrtal, werden gegen Kost und Logis unterstützt. Für ein Projekt war Antonia sogar schon in Kolumbien tätig.
Hannah ist nun seit einer Woche auf Wanderschaft und wird von Antonia rund drei Monate in die Gepflogenheiten der Walz eingeführt. Die beiden Damen erreichen ihre Ziele zu Fuß, per Anhalter oder auch mit dem Schiff, sofern sie eingeladen werden, an Bord zu kommen. Begonnen und beendet wird die Wanderung mit 5,- Euro in der Tasche. Wer auf Wanderschaft geht, wird in der Heimat "fremdgeschrieben". Ein entsprechener Eintrag kommt ins Wanderbuch, ebenso die Siegel der besuchten Orte.
Die beiden Handwerkinnen waren sich einig, dass die Walz eine Art "Lebensschule" darstellt. Derzeit weilen sie in der Nähe der Tanzmühle im Markt Tännesberg, wo sie für einen Schäfer in etwa einer Woche ein Futtersilo bauen. Nach einem gemeinsamen Foto verabschiedete das Stadtoberhaupt die in seiner Amtszeit ersten weiblichen Handwerkerinnen, die Vohenstrauß im Zuge der Walz besuchten, und wünschte für den weiteren Weg alles Gute.